Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Der St. Jugberter Anzeiger and das (2 mal wöchentlich' m⸗ dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sountags mit illustrirter Bei— 
lage) erscheint wöchentlich vViermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis beträgt vierieljährlich 
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M BSVT. 
Dienstag den 8. Juni 
1879. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 30. Mai. Der Bundesrath hielt heute Nachm't⸗ 
tag eine Plenarsitzung im Reichskanzletamt unter Vorsitz des Staats⸗ 
ministers Hofmann. Nach den einleitenden Geschäften wurde der 
Gesehßentwurf wegen vorlänfizer Einführung von Aenderungen des 
Zolliarifs nach den Beschlüssen des Reichstages angenommen. Das 
Gesetz soll unmit:elbar durch den Kaiser vollzogen und demgemäß 
wohl schon morgen publicirt werden. Belannilich tritt dasselbe so⸗ 
fort in Kraft und es wird damit von dem bis heute steuerfreien 
Roheisen eine Mark pro hundert Kilogramm erhoben. Sonst hat 
das Gesetz vorläufig weiter keinen Zweck; denn da die Sperre für 
die übrigen Artikel erst nach der zweiten Lesung des Zolltarifs in 
Kraft tritt, so ist die Maßregel mehr ader weniger dedeutungslos 
und die Pfingstgabe kommt lediglich den Eisenzöllnern zu Gute. — 
Im Uebrigen ist aus der S'tzung die AUnnahme des Entwurfs über 
Verfassung und Verwaltung von Elsaß⸗-Lothringen nach den Aus⸗ 
schußanträgen zu melden. (KR. 3. 
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ziemlich genauer Berechnung, bis zum 9. Juli währen. 
Wie das Deutsche MontagsBlatt hört, ist in der Betheilig⸗ 
ung des russischen Hofes an der Feier der goldenen Hochzeit des 
deutschen Kaiserpaares eine Aenderung eingetreten. Einer der drei 
jungsten Söhne des Kaisers Alexander, nämlich der Großfürst Paul 
bleibt zu Haufe, so daß nur zwei Söhner, Alexis und Sergei den 
Czaren begleiten werden. Da aber der Kaifer Alexander die ur⸗ 
sprünglich festgesetzte Betheiligung seines Herrscherhauses an der ge⸗ 
nannten Feier nicht um eine Person verringerl sehen möchte, so 
wird er, außer den beiden Söhnen, noch von seinem Bruder, dem 
Großfürsten Michael Nitolajewitsch begleitet seit. Der Kaiser von 
Rußland bleibt in Berlin fast eine ganze Woche, nämlich vom 0. 
bis zum 14. Juni. — Indessen gelangt man in den hiesigen diplo⸗ 
matischen Kreisen immer mehr zu der Ansicht, daß schließlich das 
oͤsterreichische Herrscherhaus durch kein einziges Mitglied desselben 
zei der Feier betheiligt sein werde. 
Der zum Statthalter für Elsaß⸗Lothringen designirte 
Generalfeldmarschall Freiherr d. Manteuffel wird sich unverzüalich 
nach der Sanktion des Gesetzentwurfs über die elsässische Verfaffung 
und Verwaltung auf seinen Posten nach Straßburg i. E be⸗ 
geben. Zu gleicher Zeit erfolgt die Auflösung der betreffenden 
Spezialbehörde für Elsaß-Lothringen in Berlin, deren meiste Be⸗ 
amten nach Straßburg üdersiedeln. Mit der Auflösung des Ober— 
präsid ums von Elsaß-Lothringen wird auch Herr v. Möller aus 
dem Amte scheiden. 
welchem Todesstrafe Denjenigen angedroht wird, welche sich den 
sterreichischen Truppen widersetzen. Zugleich conzentrirte die Pforte 
7000 Mann im Distrikt zur Riederhaltung jedes ewwaigen arnau— 
ischen Aufstandversuchs. Gestern ging Andrassy's Note ab, in 
velcher die Zustimmung zu Waddington's zweitem Vorschlage in 
Betreff der griechisch⸗türkschen Grenzfrage ausgesprochen wird. 
Bermischtes. 
F Mit dem 1. Juni 1879 treten die neuen Reichsssbe⸗— 
st immungen über die Wechselstempel-Steuer in Kraft. Nach 
F 2 beträgt die Stempelabgabe: 
Bis 200 M. 10 pf. 
Von einer Summe über 200 —400 M. 20 pf. 
400 - 600 M. 30 pf. 
600 - 800 M. 40 pf. 
F F 4 800-1000 M. 50 pf. 
uind von jeden ferneren 1000 M. der Summe 50 Pfennig mehr, 
zergestalt, daß jedes angefanzene Tausend für voll gerechnet wird 
f In Kaiser z14utern sind seit Wochen die Preise von 
Fleisch und Fleischwaaren bedeutend zurückzegangen: Gutes Rind⸗ 
uind Kuhfleisch kostet 50 dis 56 Pf., geringeres sogar 40 Pf., 
Schweinesleisch 50 Pf., Kalbfleisch 36—40 Pf. (Pf. 3.) 
tKaiserslautern. Die im kommenden Herbst hier 
Jattfindende landwirthschaftliche Ausstellung soll sieben Gruppen 
amfassen: 1) Feldproducte und Etzeugnisse der Nutzgärtnerei; 
2) Weintrauben, Obst und Pilze; 8) Weidenbau und Korbflech⸗ 
erei; 49) Imlerei; 5) Culturpläune, belehrende und statistische 
Begenstände und Modelle (Pläne über die in der Pfalz ausge⸗ 
ührten Wiesenculluren, Ent⸗ und Bewässerungs ⸗Anlagen; Pläne 
der Kreisverfuchestation, instructive Darstellungen aus dem Arbeits⸗ 
elde der Versuchsstat'on, besonders auch der Samencontrole; Aus⸗ 
vahl aus den Sammlungen der Kreiswinterschule; Schülerarbeiten 
erselben; Modelle; landwirtoschaftliche Jeitjchriften und Literatur; 
dehrmittel für den Unterricht in den landwirtschaftlichen Disziplinen 
iusgestellt ducch die Verleger und Lebrmittel · Handlungen); 6) Mol⸗ 
erei⸗Produete und Gerathe; 7) Geraͤthe, Maschinen, künstliche 
dünger. 
München, 30. Mai. Nach vierwöchigem Kranlsein 
tard gestern an den Folgen von Rippenfell- und Lungen-Entzündung 
ein hochverdienter Offizier der bayerischen Armee, Hr. Oderstlieule⸗ 
aant Ernst v. Baumüller des 3. Feld ˖ Art⸗Reg., im besten Man⸗ 
nesalter. Der Verlebte hatte sich durch seine hervorragende Thä⸗ 
igleit im Treffen bei Coulmiers am 9. November 1870 als 
Haupimann, im 1. Art. Reg. den Max⸗Joseph⸗Orden und hiemit 
den persoönlichen Adel erworben; am 2. Dejember wurde er in 
der Schlacht bei Orleans schwer verwundet. Die Armee und 
speziell das 3. Art.Reg. betrauern in dem Todten einen tüchtigen 
Offizier und braven Kameraden. 
In den nüchssen Tagen wird von N ew⸗PYork aus eine 
großartige Expedition unternommen werden. Zweihundert junge 
Leute aus den besten Familien Nord⸗Amerikas treten in Begleitung 
iner Reihe der tüchtigsten Lehrer eine Reise um die Welt gun. Di. 
Nosten der Ausrüstung, der Reise und Verpflegung fiellen sich für 
jeden Theilnehmer auf 1000 Dollars. Den Impuls zu dieser 
Expedition gab einer der reichsten Staatsbürger Mr. Goodwin. Er 
stellte einen mit allen Erfordern'ssen der Neuzeit ausgestatlesen 
Dampfer ohne jedes Entgelt zur Verfügung, den er für 200,000 
Dollars angelauft hatte. Die Dauer der Reise, wohl eine der 
großartigsten Studienreisen, die je unternommen wurden, ist auf 
vier bis fünf Monate veranschlagi. 
Ausland. 
Wien, 1. Juni. Die hochoffiziöse Montagsrevue sagt, daß 
die Interpellationz Veantwortung Tiszas die baldige Olkupation der 
in der Konvention bezeichneten Punkle von Novibazar als eine feft— 
stehende Thatsache erscheinen läßt. — Ein Berliner Telegramm deß 
jelben Blattes meldet, daß Deutschlands energische Bemuͤhungen bei 
der belgischen Regierung, um eine Abkürzung oder Auflösung des 
belgisch deutschen Handeisvertrages zu erlangen, eine enischiedene 
Ablehnung ersahren haben. — Heuie Nacht ist Gisskra im Kurort 
Baden gestorben. 
(Bisfra starb im Alter von 59 Jahren. Im Jahre 1848 
als Leiter der akademischen Legion kompromittirt, gehörte er in der 
lonstituirenden deutschen Nationalversammlung zu der Fraktion des 
Württembergerhofs. Seit 1861 gehörte er dem österreichischen Ab⸗ 
Jeordnetenhause an, zu dessen gefeiertesten Rednern er zählte. Im 
riegejahre 1866 zeichnete er sich, (der bedeutendsie Advokat der 
Stadt) als Bürgermeifter von Brünn durch organisatorisches Talent 
aus. Zur Zeit des Bürgerministeriums (1868 bis 1870) war 
Biskra Vein ster des Innern, als welcher er fuͤr die liberale deutsche 
hattei nicht immer günstig witlie. Seine Ridalilat mit Dr. Herbst, 
uf einem tiefgehenden Chatakterunterschied begründet, war auf den 
Slurz des Burgerministeriums nicht ohne Einfluß.) 
Wien, J. Jani. Im Hinblid auf den beabsichtigten Ein⸗ 
narsch der österreichischen Truppen in Fribowpriepolje und Bielopalje 
aleß die Pforte neuerlich einen Erlaß an die Bevollerung, in 
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die Redaction verantwortlich: F. X.Demeß. 
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ist die in der hentigen Nummer unserer Zeitung sieh befindende Glücks- 
Anzeige ron Samuel Heckscher senr. in Hamburg. Dieses Haus hat ien 
durch seine prompte und verschwiegene Auszahlung der hier und in der 
Umgegend gewonnenen Beträge einen dermassen guten Ruf erworben 
dass wir Jeden auf dessen heutiges Inscrat ichon in diesor Stelle auf- 
merksam machen.