ders kann man dieses von der „Sächs. Zeitung“ sagen, welche
particularistisch und social⸗demokratisch zu gleicher Zeit ist. Sie mel—
det, daß Frankreich bereit ist, so bald als möglich in Deutschland
einzuschreilen, um der jetzigen Lage der Dinge ein Ende zu ma—
hen. Oesterreich ist ebenfalls nicht mehr gesonnen, ruhig zuzu⸗
schauen. Dann wird Herr von Metternich Minister des Auswär—
tigen in Wien, Herr von Beust Minister des Innern (weil er
hoch keinen Kriea gegen das norddeutsche Bundes⸗Sachsen führen
tann!!) und Hr. v. Vitzthum Gesandter in Pacis. Dann geqht
es auf die Vernichtung Preußens los. Im Buündnisse mit diese
Säachsischen Zeitung,“ mit welcher der ultraradicale Stuttgarter
Beobachier“ sich sehr zufrieden zeigt, steht das neu begründete
Bulletin internationale,“ welches nach einem Panegyrikus auf
hrn. v. Beust und mehren schwärmerischen Aussützen für die Hie—
zinger Sache in seiner neuesten Nummer einen Triumphgesang
uͤber die „Volkspartei“ anstimmt, wobei es ausdrüdlich die Frac⸗
tion des Herrn Jacobi ausnimmt; dieses fränzdlische Blatt eroͤthet
noch weniger vor der Fälschung der Verhältnisse und erzählt uns
die Volkspartei wolle Erhaltung aller bestehenden Throne, sogar
wo moͤglich Restauration derer, welche gestürzt worden wärenl,
sie werde Deutschland retten und auf die Wände des norddeutschen
Parlaments eine Mene Tekel Upharsin schreibenn.
Bremen 4. Juni. Der deutschen Gesellschaft zur Rettung
Schiffbrüchiger wurde vom Könige von Preußen die Erlaubniß
veriiehen, als Flagge ihrer Rettungsboote ec. ein rothes Kreuz
auf weißem, schwarzumrändertem Felde zu führen.
Bremen. Bemißt man daß Wohlergehen, dessen Deuisch
land genießt, nach der Zahl seiner Auswanderer. so bekommt man
just kein besonders erhebendes Bild; was man auf diesem Gebiete
gewahr wird, contrastirt vielmehr recht stark mit den überjchäumen
den Lobpreisungen im Munde offizieller Herolde und nichtofficielle
— Freiwilliger oder Liebhaber. Die Auswanderungslisten det
hiesigen Hafenplatzes vom vorigen Jahre sind nun auch zusammen
gesiellt und rebidirt. Nach den ungeheueren Fortzügen aus den
annectirten Ländern im Jahre 1866 hatte man angenommen, es
müsse 1867 nicht nur dort (wo man die Auswanderungsmasse er
höpft glaubte,) sondern im Ganzen eine Verminderung eint relen
Dies bestatigte sich gerade in der Hauptsache nicht. Die Meng
der Auswanderer über unsere Stadt aus den anneclkirten Ländern
hat sich nun zwar um etwas, doch nicht einmal bedeutend verrins
gert. Allein selbst dies ist großtentheils blos eine scheinbare Bes⸗
ferung, weil gar Viele aus Furcht vor den bei uns eingeführten
rengen Controlmaßnahmen unsern Platz vermeiden und lieber
uͤber Belgien, Holland, Frankreich und England fortziehen. Dem
ungeachtet führt unser Bremisches Auswanderungsverzeichn h
von 1867 wieder auf: 6897 Hannoveraner, 2929 Kurhessen
383 Nassauer, 52 Frankfurter und 42 Schleswig ⸗Holsteiner (von
den Auswanderern aus den Herzogthümern geht natürlich nur ein
kleiner Theil über hier.) Das Merkwürdigste ist aber, daß die
Zahl der emigrirenden Preußen aus den älteren Landestheilen um
die Hälfte zunommen hat, 21,7668 gegen 14053 im Jahr 1866
mit den Annectirten sind es also 32,069 heimathmüde Vreußer
(1866 28,862.) Die Gesammtzahl aller über Bremen befoͤrder
den Auswanderer hat die unerhörte Höhe von 73,971 erlangi
gegen 61,877 im Vorjahre, 44,666 im Jahr 1865, 27,701
i864, 18,1785 1803 und 25,187 1863. So sehr unserere
Schiffsrheder zufrieden sein koönnen, so wenig kann man Deutsch⸗
land zu solchen Erscheinungen Glück wünschen.
Hamburg, 7. Juni. Sicherem Vernehmen nach wird
vom 26. bis zum 29. August der deutsche Juristentag und An—
fang September der Veremn deutscher Architelten hier tagen.
Wien 6. Juni. Der Reichsrath nahm in vorgerückter
Abendstunde das Unificationsgesetz nach dem Antrag der Minori—
lät unverändert an. Von der Unificierung ausgenommen sind nun
die Lotlerieanlehen von 1839, 1854, 1860 und 1864, das
Steueranlehen von 1864, die Como⸗Rentenscheine, die Bodenkre
dit⸗Auleihe, die Schuld in Wiener Währung, die Grundentlastungs
schuld, die Nationalbankschuld und die unverzinsliche Schuld. Die
weiteren Paragraphen betreffen die Modalitäten der Convbertirung
und die Bestimmung eines 20procentigen Zinsenbezugs von den
Lotterieanlehen von 1854 und 1860, und dem Steueranlehen von
1864. Es wurde folgende Resolution angenommen: Das Haus
betrachtet sich nicht als verbunden, Schulden, welche nicht verfas—
fungsmäßig kontrahirt wurden, zu bezahlen. erkenne jedoch aus
höheren politischen Rücksichten die factischen Schulden zu.
Wien, 8. Juni. Abgeordnetenhaus des Reichsraths. Der
Minoritätsantrag, über den Gesetzesentwurf betreffs der Vermö
zenssteuer zur Tagesordnung zu gehen, wird mit großer Mehr—
heit angerommen; ebenso der Gesetzesentwurf über Erhöhung der
Gebühren dvon Lotteriegewinsten (bei Staatslotterieen auf 20, bei
Privatlotterieen auf 25 pCt.) und dann nach langer Debatte die
zdldende Nesolution: Die Regierung aufzufordern. lzur Deckung
des Deficits in Jahre 1868 im Besteuerungswege geeignete Vor⸗
lagen ungesäumt zu machen. Zur Dedung des Deficits der fol⸗
genden Jahre möje die Regierung Gesetzesvorlagen betreffs Re⸗
sorm der direcien Steuern, Erhöhung der Zuckersteuer und Ein⸗
ührung der Klassensteuer einbringen. Der Finanzminister ver⸗
ipricht ungesaumte Einbringung der betreffenden Gesetzvorlagen.
Zei der Debatte über den Gesetzesentwurf, betreffend den Verkauf
der Staatsgüter. sprechen die polnischen Abgeordneten gegen den
Verkauf der galizischen Staatsgüter. Die Debatte wird morgen
rtgesegt. ——
Wi'ien 9. Juni. Abzeordnetenhaus. In der Hofloge ist
der Prinz Napoleon anwesend. Heute wird das Gesetz über den
Staatsgüterverkauf über Aufnahme einer bis Ende 1869 aus dem
Staatsgütererlds zurückzuzahlenden Anleihe von 15 Millionen an⸗
genommen. Ebenso der öslerreichisch-englische Schiffahrtsvertrag.
Pesth, 7. Juni. Nächste Woche wird der Cullusminister
dem Reichstag die coufessionellen Gesetzesentwürfe vorlegen, da⸗
runter ein Schulgesetz. *
Frankreich.
Als Stylprobe des tollen Pamphlets, welches Prinz Peter
Napoleon (der dritte Sohn Lucian's) in Brüssel für einen fri⸗
chen, fröhlichen Reinraubkrieg vom Stapel gelassen hat (daß die
Zache schief ablaufen könnte, fällt dem edlen Prinzen nicht im
Traume ein), genüge folgender confuse Passus: „Der Rhein —
nit Erlaubniß Derer, welche die offenbaren Beschlüsse der Vor⸗
ehung nicht begreifen — ist die große Scheidelinie der beiden
Völker, die Ihresgleichen nicht haben. Ganz unzweifelhaft wird
die Periode der Ruhe den Tagen der Action folgen. Das ver⸗
hängnißvolle Datum des 18. Juni 1815 ist keine eitle F'ffer.
Frankreich kann nicht unter den Streichen einer großen RNiederlage
bleiben, welche durch die jüngsten Erfolge unsrer Nebenbuhler noch
verstärkt sind, Es ist es sich selbsi schuldig, die letzten Spuren
der Coalition oder Invasion zu tilgen. Es hat das Recht auf
seiner Seite —ein nationales, unverjährbares, proclamirtes Recht.
Es wird triumphiren, und das unvermeidliche Resultat seiner
siegreichen Offensibe wird die gerechte Berichtigung unsrer Gren⸗
zen sein.“
Man liest im „Constitutionell:“ Auswãrtige Jorunale haben
rürzlich augezeigt, die Gesandten Frankreichs an den vier bedeu⸗
tendsten Hoͤfen Europas würden ersetzt werden. Diese Nachricht
entbehrt aller und jeder Begründung.“
Paris, 8. Juni. Der russische Botschafter Graf Stakel⸗
berg hat heute dem Kaiser in den Tuilerieen sein Beglaubigungs
schreiben überreicht.
Paris, 8. Juni. In Betreff der Wiener Beschlüsse sind
die hiesige Börse und die Presse besonders damit unzufrieden, daß
nicht auch die Obligationen der Anleihe von 1835 von der Con
bertirung auzgenommen wurden. „Temps? ist außerdem der
Meinung, das Abgeordnetenhaus Cisleithaniens habe durch die
Bewilligung der 16procentigen Couponsteuer nicht gerade die fi⸗
aanziell⸗ Ehre Oesterreichs aufrecht erhalten. J
Paris, 9. Juni. Der „Moniteur? berichtet über den Em—
piang des Grafen Stakelberg. Der Kaiser beantwortete die Be—
zrüßungsworte des Grafen mit dem Hinweis darauf, daß jeder
Abgesaudte des Kaisers Alexander die entgegenkommendste Auf-
nahme gefunden habe, und daß er (Kaiser Napoleon) nicht be⸗
zweifle, Graf Stakelberg werde zur Aufrechthalung der heute be—
ftehenden freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und
Rußland, auf die er das größte Gewicht lege, das Seinigt
beitragen.
Paris, 10. Juni. Der ‚Constitutionnel“ bemerkt: Die
Beschlüsse der Londoner Conferenz haben eine definitide Regelung
der Luremburgischen Frage herbeigeführt, und alle europäischen
Mächte wollen die Aufrechthaltung dieser Beschlüsse. Es ist keine
Zweideutigkeit möglich; die im Großherzogthum angesponnene Agi⸗
sation hat wohl nur den Zweck, eine Zeitungspolemik hervorzu⸗
rufen.
Belgien.
Brüssel, 8. Juni. Nach hierher gelangten Nachrichten
oll das allgemeine Concil am 8. September 1869 zusammen⸗
reten. Die päpstliche Einberufungsbulle wird die griechischen und
anglikanischen Bischöfe ermahnen, das Schisma zu verlassen.
Englaud.
Die Nachricht, daß der Fürst von Liechtenstein sein Heer“
— das fruͤhere Bundescontigent betrug 70 Mann— mit Stumpf
und Stiel entlassen habe, veranlaßt den „Daily Telegraph,“ die⸗
en Souverän als den nächsten Präfidenten beim Friedenscongresse
in Genf zu empfehlen. (()
Italien.
Florenz, 8. Juni. Prinz Humbert wird mit Prin·
Maraberita ngbster Tage nach Ems und Fe